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LALOLILUM
ROMY & JULIUS OVENCLIFF HORMONE Atelier |
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Roman | |||||||||||||||
Los Angeles: Romy traeumt vom Filmemachen. Aber mit dem "dekadenten" Hollywood
will sie nichts zu tun haben und "hirnlos narzisstische" Schauspieler dienen ihr allenfalls als bewusst idealisierte
Inspiration bei ihrer autoerotischen Realitaetsflucht.
Schauspieler Julius erkennt, dass die Widerspenstige dramaturgisch und filmtechnisch "ziemlich was auf dem Kasten" hat und keiner Zaehmung bedarf, sondern Foerderung. Er unterstuetzt sie und sie kommen sich naeher. Romy und Julius werden jedoch von Paparazzi belaestigt und Julius' Persoenlichkeit scheint zunehmend mit dem gewalttaetigen Image aus seinen Filmrollen zu verschmelzen, das ihm von der Regenbogenpresse persoenlich angedichtet wird. Die beiden benoetigen aber gar keine zusaetzlichen aeusseren Feinde. Mit ihren inneren Daemonen stehen sich Romy und Julius schon selbst im Wege. |
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Kapitel
1: And the Oscar goes to ... 2: Facts and Fiction 3: Der Schoene und sein Biest 4: Good Vibrations 5: Pizza, Paparazzi und Privatsphaere 6: O-O-Oxytocin 7: Ausmisten und neu anfangen 8: Kunst und Kommerz 9: Hollywood in action 10: Dicke Luft 11: Blutiges Tiramisu |
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ROMY & JULIUS ist als Taschenbuch und eBook erhaeltlich |
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Leseproben: | |||||||||||||||
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Nur eine niedrige Mauer trennte Romys Dachterrasse von der ihres Nachbarn ab.
Blumen, Korbmoebel und ein cremefarbener Sonnenschirm standen auf Romys Seite, zwei verwitterte Liegestuehle,
ein ueberquellender Muelleimer und ein Hawaiischirm mit gelben Plastikfransen, auf der anderen.
Eine leichte Brise bewegte die Fransen und liess sie leise rascheln.
Aus der Nachbarwohnung toente Connys Ueben seines Funk-Basses und von der Strasse drang Verkehrslaerm nach oben. |
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"Warum nennst du Romy eigentlich 'Pantherchen'? Ist das ihr Spitzname?", fragte Marion. "Ach, anstatt auf die Piste zu gehen und sich echte hombres aufzureissen, sitzt sie den ganzen Tag in ihrer Dachbutze und traeumt nur von ihnen." Carmen umfasste ihre Schultern, als waere sie in eine Zwangsjacke gewickelt. "Gefangen wie der Panther in diesem einen Gedicht. Aber im Gegensatz zu dem Panther verkriecht sie sich freiwillig in ihrem Kaefig." "Wieso?" "Na ja", antwortete Carmen, "guck dir die Typen an – diese Machistas. So wie die drauf sind, ist es doch kein Wunder, wenn eine Frau ganz ohne sie leben will!" |
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Julius blickte auf die ersten zwei Zeichnungen des Storyboards. Er runzelte die Stirn.
"LAX und Hollywoodzeichen als Establishing Shots?"
Romy nickte: "Ich weiss, ist schon reichlich Mainstream. Aber ich will doch auch kein abgehobenes Zeugs drehen, das keine Sau versteht – ausser irgendwelchen Intellelis, denen ich eh nichts mehr zu sagen habe!" "Von oben?", fragte Julius. "Aus einem Helikopter oder Flugzeug gefilmt?" Romy daemmerte, dass er wohl an die Kosten fuer diese Aufnahmen dachte. Sie zog die Stirn kraus. Julius winkte ab. "Ach, beschneide deine Kreativitaet bloss nicht durch Finanzierungsfragen selbst, das machen schon noch die anderen! – Aber was haeltst du davon, voellig schraege Kameraperspektiven zu verwenden? Zusaetzlich zu deinen 'heissgeliebten' Achsenspruengen." |
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Romy ignorierte Julius' Stichelei gegen ihren Anfaengerfehler und schmunzelte nur leicht.
Etwas Warmes, Weiches sprang ihr auf den Schoss und holte sie aus dem parallelen Universum ihres Kopfkinos mit Julius Niland zurueck auf die in flackerndes Kerzenlicht getauchte Dachterrasse – ohne den Schauspieler und nur mit ihrem Kater und einer Flasche Rotwein. Anstatt mit Carmen und Marion in der Kneipe zu sitzen und ueber den Film zu reden, zog Romy es vor, ihren Abend damit ausklingen zu lassen, sich zusaetzlich zu ein paar Glaesern Rotwein auch an ihren Fantasien zu berauschen. |
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"Und was war das eben fuer 'ne Lady?" Eddi deutete auf den zugezogenen Vorhang.
"Tja ..." Julius zog seine Augenbrauen hoch. "Das wuesste ich auch gerne! So unverbluemt wie die habe ich noch keine erlebt. Die knallt mir doch glatt an den Kopf, dass sie sich lieber anhand einer idealisierten Vorstellung von mir mit sich selbst vergnuegt, als dass sie real was von mir will!" "Klasse!" Eddi kicherte bekifft vor sich hin. Julius grinste ebenfalls. "Aber die scheint auch ziemlich was auf dem Kasten zu haben. Zumindest hat sie eine distanzierte Sichtweise auf sich und ihre eigenen Beduerfnisse. Und sie gibt sich zwar prollig, kann aber sehr gut den Zusammenhang von Publicity und der Anhaeufung von Reichtum formulieren: Mediale Aufmerksamkeit als 'zusaetzliche Gravitation bei der Akkumulation von Kapital'!" Julius sinnierte ueber das Zitat von Romy. "Aber das mit der idealisierten Wichsvorlage ist echt hart!" |
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"Wir brauchen keinen Gefuehlskitsch, damit es kribbelt, oder Typen, die uns was vorspielen, nur damit sie mit uns
poppen koennen." Carmen hob den Zeigefinger. "Verschwende keine Gefuehle, dann wirst du nicht enttaeuscht!"
"Du redest, als waeren Gefuehle und Kitsch das Gleiche!", sagte Romy. "Und? – Was soll der Unterschied sein?" "Na, Gefuehle ist, was wir brauchen. Kitsch ist der ueberfluessige Scheiss, den wir uns vormachen, wenn die Gefuehle nicht echt sind." |
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Sonnenbrille, schwarzes Muskelshirt, schwarze Lederhose, schwarze Lackschuhe und Knast-Taetowierungen:
León 'Chico' Ribera raste mit seinem metallic-roten Cabriolet ueber die Strassen von Los Angeles.
Aus dem Autoradio droehnten die neuesten Meldungen ueber das Beben.
In einer einzigen fliessenden Bewegung bog er auf den Parkplatz eines Krankenhauses und dort schwungvoll in eine Parkluecke, stellte das Cabrio ab, sprang heraus und hastete mit seinem schaukelnden Gang zum Eingang der Notaufnahme. Dem Jaguar folgte ein weiteres Auto, in dem zwei Maenner sassen. Der andere Wagen parkte ebenfalls. Die beiden Insassen blieben sitzen und der Beifahrer holte eine Kamera hervor. Erst als er ins Gebeaude trat, streifte Julius mit dem hispanischen Akzent und dem schaukelnden Gang wenigstens einige Elemente der Rolle des León Ribera von sich ab. |
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Julius sass offenbar vorm Fernseher und regte sich ueber die Nachrichten auf. Bereits auf der Treppe hoerte
Romy ihn schimpfen.
"Autoritaere Politik und Gewaltanwendung? Das ist ja Mittelalter! – Kennt Putin keine kultivierten Strategien? Wie waer's damit, die demokratische Mehrheit durch Fake News zu verbloeden oder in die Passivitaet und Unterhaltungsabhaengigkeit zu treiben, damit sie noch leichter entrechtet, manipuliert und als dressiertes und verdummtes, aber legitimierendes Stimmvieh fuer die eigenen Interessen missbraucht werden kann? – So wie bei uns oder in jeder anderen modernen Demokratie..." Oben angekommen sah Romy einen León Niland oder Julius Ribera: Chicos "Taetowierungen" hatte er abgewaschen, aber der Oberlippenbart war noch da und Julius hoerte sich an wie León Ribera ohne dessen hispanischen Akzent. "Ist das eine freie Improvisation ueber Chico, der ploetzlich politisch wird, oder ist das Julius Niland auf einem Poebeltrip à la Ribera?" Romy umarmte ihren tobenden Liebsten. "Wenn ich so drauf bin, nennt man das praemenstruelles Syndrom." |
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"Emotions-Imperialismus"?
Wenn ihr frueher jemand so wirres Zeug erzaehlt hatte, wie es Iris von sich gab, hatte Romy ihn einfach nur fuer "dumm" gehalten. Durch Julius' Schwester wurde Romy erstmals klar, wie seelische Deformationen die Wahrnehmung der Realitaet beeintraechtigen konnten. Und nur Iris' psychische Probleme hinderten sie, ihre geistigen Faehigkeiten voll auszunutzen. Romy fragte sich, ob das wohl auch auf viele andere Menschen zutraf, die als "dumm" abgestempelt wurden, obwohl sie einfach nur unter seelischen Beeintraechtigungen litten, die unbemerkt blieben. – Vielleicht, weil diesen Menschen nicht die Beachtung zuteilwurde wie einer gebildeten Iris Niland aus reichem Hause? |
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"Nie hatte sie Zeit fuer uns, wir haben sie immer nur gestoert.
Ihre Zurueckweisungen haben uns das Gefuehl gegeben, als ob nichts, was wir waren, fuehlten,
dachten oder taten, akzeptabel war."
Julius war in Gedanken weit weg, aber konzentriert am Thema. "Und wenn dir staendig Kritik und Ablehnung eingeimpft wird – und dann auch noch ausgerechnet von deiner Mutter –, dann zermuerbt dich das. Damit fuehlst du dich, als waerst du nie gut genug. Egal fuer was und wen. Du kommst dir vor wie die Belaestigung in Person, mit der niemand was zu tun haben will. Und wenn deine Mutter ihre Ablehnung auch noch hinter der Maske von Sachlichkeit, Rationalitaet und Objektivitaet versteckt, dann ist das ein trojanisches Pferd der Sonderklasse." Julius seufzte. "Das ist wie ein Mantel, der dich schuetzen und waermen soll, der aber vergiftet ist und dir die Haut wegaetzt!" |
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Julius nickte. "Ganz richtig, alles hat immer seine zwei Seiten: Unsere wundervolle Zivilisation
entwickelt nicht nur ihre Technologien, sondern auch ihre Grausamkeit und die Vielfalt der Variationen
ihres Missbrauchs! Und in unserer so toll entwickelten modernen Gesellschaft reicht es nicht mehr,
die Leute zu enteignen, indem man ihr Kapital oder ihre Sachwerte an sich rafft. Die Gesellschaft ist inzwischen
so 'kultiviert', dass sie die Leute ihres menschlichsten Kapitals ueberhaupt enteignet:
ihrer Eigenheiten, also ihrer Individualitaet und ihres Rechts auf Selbstbestimmung.
Ihre Persoenlichkeit wird ihnen genommen!"
"Diese Entrechtung ist aber fuer die Mehrheit der Menschen nichts Neues", wandte Romy ein. "Die meisten Menschen haben doch von Geburt an nicht die Moeglichkeit individuell selbstbestimmt zu leben, geschweige denn zu arbeiten. Aber genau das und der damit verbundene Missbrauch kommen jetzt auch wieder in der Mitte der Gesellschaft an." "Stimmt." Julius schwieg einen Moment. "Missachtung ist die natuerlichste Art der Kommunikation. Und daraus folgt dann Missbrauch zwangslaeufig als die normalste Form unseres Umgangs miteinander." |
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Vor der Fensterfront seiner Kueche stand Conny mit dem Bass und versuchte,
ueber die Dachterrasse hinweg etwas zu erkennen oder wenigstens etwas zu verstehen.
Aber die beiden Sonnenschirme versperrten ihm die freie Sicht und er konnte nicht hoeren,
worum es bei dem Krach in der Kueche nebenan ging.
Auch Don Melvin war aus seinem Tiefschlaf erwacht, hatte seinen Kopf angehoben und blickte irritiert zu Romys Kueche herueber. |
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