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         ROMY & JULIUS



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         Atelier
Tuerme einer Burg
Schwarze Katze vor Burg Ovencliff
Der Geist von Ovencliff
MK Ultra, PR-Gag oder Intervention aus dem Jenseits?


Ein Kind verloren, kein Erfolg im Beruf und die Ehe gescheitert – fuer die Bewaeltigung seiner Lebenskrise sucht Single-Vater Martin Abstand und bucht auf Empfehlung von Freunden eine Kur in dem angeblich als "Jungbrunnen" wirkenden schottischen Burghotel Ovencliff.
   Statt Ruhe und Erholung findet er sich dort aber in den geheimen unterirdischen Gewoelben der Burg wieder und bekommt es mit dem Spuk des angeblich real existenten Geistes von Ovencliff zu tun.
   Oder wird Martin irregefuehrt und sogar unter Drogen gesetzt, manipuliert und gehirngewaschen? Und stecken die clevere Anni und die Verwaltung des Kurhotels mit einer aeusserst bizarren Auffassung von Public Relation hinter den Aktivitaeten des "Groschenromangespenstes"?
Kapitel

1: Romeo und Julia?
2: Seifenblasen und Sternenstaub
3: Zwei dicke Irmas und jede Menge Abgemurkste
4: Sein oder Schein, das ist hier die Frage
5: Ernste Spekulationen und provokante Theorien
6: Der Sturm
7: Unterirdisch und uebersinnlich
8: Wer hat die verdammte Katze gefuettert?
9: Massenhysterie und der Geist im geilen Fummel
10: Praeludium mit einer veganen Fleischertochter
11: Mysterotik
12: Des Widerspenstigen Zaehmung
13: Der Schwere und die Leichtigkeit des Seins

Gespenst in rotem Kleid
*   *   *
DER GEIST VON OVENCLIFF
ist als Taschenbuch und eBook erhaeltlich
*   *   *
Leseproben:
Sternenstaub
Der Tag war fuer sie beide anstrengend gewesen. Marieke hatte sich waehrend der Beerdigung fest an ihn geklammert und bei der Trauerfeier haette sie sich am liebsten in die hinterste Ecke verkrochen, um sich jeglicher Kommunikation zu entziehen. Aber Martin wollte jetzt vor dem Einschlafen auch noch kurz etwas mit ihr besprechen.
   "Mini, was haeltst du davon, mal eine ganze Woche bei Kirstin oder einer der Omas zu wohnen? Ich will mal fuer ein paar Tage verreisen."
   "Okay", sagte Marieke. "Dann aber nicht bei Oma Potsdam. Die ist so etepetete. Und Oma Kreuzberg ist altmodisch. Lieber bei Tante Kirstin."
   Wie, seine Mutter war altmodisch? – Nun gut, vielleicht in den Augen einer Sechsjaehrigen. Und wenn Marieke weiter keine Einwaende hatte: keine Nachfragen, einfache Akzeptanz... Martin atmete auf. Doch seine Tochter forderte noch einmal seine Aufmerksamkeit.
   Nach Niklas' Unfall war sie noch zu jung gewesen, um sich vom Tod beeindrucken zu lassen. Doch jetzt kamen die Fragen nach Tod und Himmel. Und mit der "allwissenden" Tochter eines "Jehoernscheruacks" als Klassenkameradin seiner Tochter konnte er Marieke nicht mehr mit Ammenmaerchen abspeisen.
   Er beugte sich zu ihr ans Bett herunter: "Ach, Mini. Manche Leute glauben daran, dass es den Himmel gibt, und manche glauben eben nicht daran. Valentinas Vater scheint nicht daran zu glauben. Und ein Gehirnchirurg weiss auch nicht alles. Und Valli erst recht nicht. Wahrscheinlich tut sie nur so besserwisserisch, weil sie in Wirklichkeit gar nichts weiss. Das machen dumme Menschen manchmal, um damit andere zu beeindrucken oder um sich selbst besser vorzukommen."
   "Dann sind Mama und Niklas jetzt doch im Himmel? Du hast selber gesagt, dass Mama jetzt bei Niklas ist und Oma Kreuzberg hat mal gesagt, dass Niklas im Himmel ist. Und wie fuehlt sich das ueberhaupt an, wenn man tot ist?"
   Martins Selbstkontrolle versagte angesichts der Beharrlichkeit seiner Tochter, den Dingen genau auf den Grund gehen zu wollen. Er kaempfte gegen seine aufkommenden Traenen. "Das mit dem Tod, na ja..." Er ueberlegte kurz, wie er sich formulieren sollte. "Niemand weiss das wirklich, wie das ist, wenn man gestorben ist. Auch nicht Vallis Papa. Ich denke, es ist so was Aehnliches wie einzuschlafen ohne wieder aufzuwachen." Er machte erneut eine kurze Pause. "Auch das mit dem Himmel weiss keiner wirklich ganz genau. Manche Leute glauben an einen Himmel, in dem die gestorbenen Menschen als Engel auf Wolken sitzen und auf Harfen herumklampfen ... plink, plink, plink." Seine Finger zupften imaginaere Harfenseiten an, dazu schielte er mit einem duemmlich offen stehenden Mund und saeuselte das "Plink" im gebrochenen Falsett.
   Seine Grimasse hatte den erwuenschten Effekt. Marieke kicherte.
   Er fuhr fort."Wir beide sind natuerlich aufgeklaert und wissen, dass so was Quatsch ist. Und vielleicht hat ja Vallis Vater solch eine alberne Vorstellung vom Himmel gemeint, als er sagte, dass es ihn nicht gibt. Die armen Engel wuerden sich doch auf den Wolken nur ihre zarten Hintern abfrieren, denn da oben ist es verdammt kalt: Arschkalt! Aber dass es einen Himmel gibt, kann man doch jeden Tag sehen. Und nachts koennen wir sogar die Sterne sehen. Und alles besteht aus Sternenstaub. Er ist ueberall um uns herum und in uns drin. In den Sternen, in den Bergen, im Ozean, in den Pflanzen und in den Tieren. Sternenstaub ist mal trocken, mal fluessig. Mal lose und leicht wie Luft, mal fest wie Stein. Mal kalt wie Eis, mal heiss wie Lava in einem Vulkan. Und manchmal, ganz selten, aber hin und wieder kann man sogar das Glitzern vom Sternenstaub sehen. Fein und leuchtend, schliesslich kommt er von den Sternen."
    Martin hoerte das gleichmaessige und tiefe Atmen seiner Tochter und wusste, dass sie endlich eingeschlafen war.
Tuerme einer Burg im Nebel

   "Wir sagen uebrigens 'in' Ovencliff, wenn wir das Dorf meinen, und 'auf' Ovencliff, wenn wir von der Burg sprechen. Also die meisten Leute, die in Ovencliff wohnen, arbeiten auf Ovencliff, aber eben nicht alle. – Alles klar?"
   Irma setze ihren kostenlosen und informativen Einfuehrungskurs in die hiesige Kultur fort und nach fast einer Stunde Fahrt fuhr der Bus aus dichtem Wald auf eine grosse Lichtung, die einen Huegel mit der Burg darauf umgab.
   Zum ersten Mal erblickte Martin Burg Ovencliff. An dieser Stelle fuehrte die Strasse aber von Nordosten auf die Burg zu und er konnte zunaechst nicht allzu viel erkennen. Die schon tief stehende Sonne aus der entgegengesetzten Richtung blendete ihn und liess die Burg und ihre Umgebungsmauern nur als dunkle Silhouette vor ihm erscheinen.
   Erst als sich die "Dicke Irma" nach zwei Kurven direkt von Osten auf einer Allee der Burg naeherte, erkannte Martin Details im Gemaeuer. Und diese Einzelheiten wirkten noch wesentlich imposanter als auf den Fotos in der Broschuere und auf der Website.
Burg nachts mit erleuchteten Fenstern
Eine etwas staerkere Windboee riss Martin aus seinen Gedanken und liess ihn leicht froesteln. Er machte sich wieder auf den Weg zurueck zur Burg, hoffte allerdings, dass ihm der "Spuk" des Jungen erspart blieb, der ihn auf seinem Hinweg verfolgt zu haben schien.
   Schon in den Gewoelbegaengen des Palas war ihm der Junge mehrmals in relativ schneller Folge entgegengekommen und hatte ihn bei jeder Begegnung so hoeflich gegruesst, als wuerde er ihn zum ersten Mal sehen. Auch draussen war ihm der Junge dann nochmal mehrfach entgegen gekommen. Wie in einer sich variierenden Endlosschleife, nur ohne Wecker und Murmeltier. Und Martin hielt es nicht gerade fuer normal, wenn ein Mensch einem anderen – ohne dass die beiden dabei ihre Richtung aenderten – immer wieder aus derselben Richtung entgegenkam.
   Die Geschichten ueber das hiesige Schlossgespenst hatte er sich nicht durchgelesen. Aber er war sich sicher, dass er es bei dieser denkwuerdigen Erscheinung nicht etwa mit einem Geist, sondern eher mit dem Spieltrieb des Jungen zu tun bekommen hatte. Fuer ein Kind musste diese Burg ein traumhafter Spielplatz sein. Und wenn man Wege kannte, auf denen man jemanden unbemerkt umgehen oder ueberholen konnte, dann war es auch ein Leichtes, denjenigen damit an der Nase herum zu fuehren. Zugegeben, die zweite Begegnung mit dem Jungen hatte Martin irritiert. Danach war er aber ueber dieses Spielchen nur noch amuesiert gewesen und hatte den vermeintlichen Geist bei jeder erneuten Begegnung freundlich zurueckgegruesst.
   Die Dunkelheit senkte sich ueber die Burg und die Parkanlage und Martin genoss die friedliche Stille. Nur der Wind rauschte in den Baeumen und die ersten nachtaktiven Tiere liessen von sich hoeren. Die Burg wurde zwar effektvoll von Bodenscheinwerfern beleuchtet. Aber das Licht der Strahler reichte nicht bis zum Dach des Palas. Vom oberen Teil seiner dunklen Silhouette war kaum noch etwas zu erkennen. Sie schien uebergangslos mit dem Nachthimmel zu verschmelzen. Nur vereinzelt blinzelten erleuchtete Fenster in die Nacht.
   Allein in den Raeumen des Suedostturms, schraeg ueber seinem eigenen Appartement, war Leben. Auf dem Balkon davor sah er eine Frau stehen, doch es war nicht die Flitterwoechnerin, die vorhin zusammen mit ihm in der Dicken Irma hier eingetroffen war. In der Dunkelheit konnte Martin nicht viel von ihr erkennen. Das Appartement hinter ihr war nur von diffus flimmerndem Kerzenlicht erleuchtet und sie hob sich lediglich als Silhouette vor den Fenstern ab. Aber Martin sah doch, dass die Frau lange, wellige dunkle Haare hatte und ein bodenlanges schwarzes Kleid trug, das schon vor zwei Jahrhunderten nicht mehr modern gewesen war.
   Im Turmappartement schien ein Kostuemball stattzufinden und die Frau wollte frische Luft schnappen.
   Der Wind blies Martin ein einsames, vom Herbst uebrig gebliebenes Blatt ins Gesicht. Er wischte es weg und blickte wieder zum Balkon hoch. Die Frau war verschwunden und die Suite dahinter lag im Dunkeln. Von einem Moment auf den anderen, in nur wenigen Bruchteilen einer Sekunde. – Hatte er sich etwa verguckt? Er blickte angestrengt nach oben, konnte dort aber niemanden mehr entdecken.
   Noch waehrend er den Balkon fixierte, hoerte er, dass sich auf dem Pfad hinter ihm ein Pferd naeherte. Kurze Zeit darauf trabte eine jugendliche Reiterin an ihm vorbei und gruesste laechelnd. Sie trug ausgewaschene Bluejeans und einen dicken Anorak und ihr langer blonder Pferdeschwanz wippte synchron mit dem langen schwarzen Schweif des Pferdes auf und ab.
   Aber noch nicht einmal eine halbe Minute spaeter, Martin war nur wenige Schritte weitergegangen, ereignete sich dieser Vorgang noch einmal. Mit scheinbar derselben Jugendlichen und sehr wahrscheinlich auch mit demselbenPferd. Auf das Pferd hatte Martin beim ersten Mal nicht so genau geachtet, aber auch die zweite Reiterin trug Bluejeans, einen dicken Anorak und einen blonden Pferdeschwanz und auch das zweite Pferd war braun und hatte einen schwarzen Schweif. Falls es tatsaechlich eine zweite Reiterin war, was Martin stark bezweifelte.
   Er erwartete, erneut von der blonden Reiterin ueberholt zu werden, so wie ihm auch dieser Junge vorhin andauernd wieder entgegengekommen war. Doch nun passierte nichts mehr. Die Stille der Nacht senkte sich ueber ihn und die Landschaft und auf dem restlichen Rueckweg blieb er von merkwuerdigen Ereignissen verschont.
schwarze Katze von vorn
Der Klonjunge deutete auf Martins rechte Gesichtshaelfte. Und als der sich an die angewiesene Stelle griff, merkte er, dass dort etwas Metallisches sass.
   Erschreckt wachte er auf.
   Ihm wurde sofort bewusst, dass er nur getraeumt hatte. Aber er spuerte immer noch etwas Fremdes auf seiner rechten Wange kleben und nach der vorangegangenen Erleichterung wirkte dieses Gefuehl umso beklemmender.
   Im Dunkeln tastete er nach seiner Wange. Die Stelle dort war nass und er spuerte ein leichtes, weiches Streifen an seinem Arm. Mit einem fuer sein Koerpervolumen und Gewicht erstaunlich leichtfuessigen Satz war er aus dem Bett und zum Lichtschalter gesprungen um ihn anzuknipsen.
   Auf seinem Bett sass eine schwarze Katze – oder auch ein schwarzer Kater – und blickte ihn an. Das Tier musste ihn geleckt haben.
   "Miau!" Die Katze oder der Kater sah ihn wieder an, irgendwie auffordernd, sprang vom Bett, stolzierte einmal schmusend um seine Beine herum und ging zur Wand hinter der Anrichte mit dem Aquarium darauf. Und dort fehlte der grosse Wandspiegel.
   Genauer gesagt war der Spiegel zur Seite gedreht und an seiner Stelle klaffte ein hohes, rechteckiges Loch in der Wand.
   Martin blickte in das Dunkel hinter einer Geheimtuer. "Gehoert das auch mit zur Show?" Er sah die Katze oder den Kater an und bekam keine Antwort. Er schuettelte den Kopf. Erst der mehrfache Junge, dann ein altertuemliches Burgfraeulein, als Drittes eine doppelte Reiterin und jetzt noch eine schwarze Katze mit einer Geheimtuer in der Wand. – Junge, Junge. Die liessen sich hier wirklich eine irre Show fuer ihre Gaeste einfallen!
Sonnenuntergang durch Fensterreihe
"Ach, das sagt ihr doch bei jedem Sondergast", sagte Anni. "Ich meine, dass es peinlich waere. Das passt scheinbar glaenzend in die Auswahlkriterien der ollen Eugenie."
   Die vier weiteren Gaeste der Burg, die das Gespenst auf besondere Art und Weise empfangen hatte, waren von Isis und den ihr gleichgesinnten "Eingeborenen" in und auf Ovencliff anfangs ja auch nicht mit sonderlich grosser Begeisterung willkommen geheissen worden. Jeder einzelne dieser Sondergaeste hatte etwas Aussergewoehnliches an sich, das die Toleranz der Bewohner und Bewohnerinnen von Dorf und Burg Ovencliff hoffnungslos ueberforderte.
   Sie arbeiteten in merkwuerdigen Berufen, die bei der Dorfbevoelkerung ein leicht befremdendes Unbehagen ausloesten. In Ovencliff kannte man sich schon nicht mit solch exotischen Voegeln wie Kuenstlerinnen oder Wissenschaftlerinnen aus. Aber selbstverstaendlich war erst recht niemand aus der einheimischen Bevoelkerung homoerotisch veranlagt – um Gottes Willen, sie doch nicht! ... Zumindest nicht offiziell – oder auch nur ansatzweise in der Lage, das "krause Gedankengut" von Intellektuellen oder politisch Andersdenkenden nachzuvollziehen.
   Ausserdem waren die Sondergaeste nicht ganz frei von komplizierten individuellen Schrullen, was es den schlichteren Gemuetern in Ovencliff zusaetzlich erschwerte, die Fremden ohne Umstaende zu tolerieren. Solche Leute kamen zwar als Gaeste, aber man hatte mit ihnen persoenlich nichts zu tun.
   Anni wusste ganz genau, warum sie sich in der wesentlich moderneren und toleranteren Grossstadt genauso wohlfuehlte wie auf dem Lande bei ihren schottischen Freunden.
   Aber hatte sich wirklich wieder die olle Eugenie eingemischt? Und war der neue "Sondergast" tatsaechlich, was er vorgab?
   Bereits haeufiger hatten sich ernsthafte Wissenschaftlerinnen, aber auch weniger serioese Abenteurerinnen darum bemueht, den Raetseln des Spuks von Ovencliff auf die Spur zu kommen. Und seitdem das Gespenst auch manchen Hotelgaesten erschien, wurde die Burg immer mal wieder von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus Biologie, Physik, Chemie, Soziologie, Psychologie, Parapsychologie oder Philosophie und von esoterisch und journalistisch arbeitenden Menschen besucht, die mit den verschiedensten wissenschaftlichen Methoden und Denkansaetzen zu erklaeren versuchten, wem das Gespenst erschien und warum.
   Das Ergebnis ihrer Bemuehungen waren deduktive, induktive, hermeneutische, positivistische, dialektische, emotionale, romantische, fantastische, unglaubliche, rationale, irrationale, alberne und einfach nur selten daemliche Theorien, von denen keine einzige auch nur annaeherungsweise schluessig die seltsamen Erscheinungen auf der Burg unter Beruecksichtigung aller zu beruecksichtigenden Faktoren erklaerte. Und die Hotelleitung hatte ihre liebe Muehe damit, die fuer den Hotelbetrieb notwendige Diskretion einzuhalten und die Privatsphaere ihrer Gaeste vor der aufdringlichen Neugier dieser wild theoretisierenden Heimsuchungen zu bewahren.
   Mit ihren Freunden und Freundinnen aus Ovencliff beteiligte Anni sich gerne an den spannenden Spekulationen und skurrilen Spinnereien ueber das Burggespenst, zumal sie als "Eingeborene" mehr wussten als die aussenstehenden Forscherinnen oder Abenteurer. Zuletzt war eine immerhin ernstzunehmende Soziopsychologin zu dem Schluss gekommen, dass es Mitgliedern dominanter sozialer Gruppen oder gesellschaftlich relevanter Mehrheiten niemals moeglich sein wuerde, auf Ovencliff zu Sondergaesten zu werden, da hier nur Diskriminierte oder Mitglieder von Randgruppen oder Minderheiten vom Geist willkommen geheissen wuerden.
   Die neuesten Neuigkeiten ueber diesen – wenn auch vielleicht nicht ganz korrekten – Sondergast liessen aber einen voellig neuen Schluss zu, der alle alten Theorien glatt ueber den Haufen warf und sogar diesen letzten serioesen und hochkaraetig wissenschaftlichen Versuch, Licht ins Dunkel zu bringen, in den Schatten stellte. – Wieso war vorher noch nie jemand darauf gekommen?
   Da die Minderheitentheorie zwar die jeweilige individuelle Situation und die Befindlichkeit der Sondergaeste, aber eben allein diese und nicht auch die der Bewohner und Bewohnerinnen in und auf Ovencliff beruecksichtigte, war sie natuerlich undifferenziert und pseudowissenschaftlich. Aber auf der Hand lag doch die bislang noch nie diskutierte Erklaerung, dass sich das Burggespenst mit der Auswahl seiner Sondergaeste und voellig unabhaengig davon, wie die Ausgesuchten selbst das nun fanden, einfach nur einen Spass daraus machte, die gesellschaftlich relevante Mehrheit der Bevoelkerung von Ovencliff zu provozieren.
   Anni grinste triumphierend: "Glasklar, natuerlich! Jetzt haben wir es."
Blick durch Rundfenster auf Teile der Burg
Martin loeschte seine Sturmlampe gerade noch rechtzeitig, bevor sich ueber ihm die Geheimtuer von Lucinis Buero oeffnete. Er hoerte Anni im Dunkeln die Treppe hinaufsteigen und durch die andere Geheimtuer in der Turmwohnung verschwinden.
    Gab es irgendeine Verbindung zwischen ihr, dem "Gespenst" und der schwarzen Katze oder wurde ihm hier doch eine Riesenshow vorgegaukelt? Mit Ueberwachungskameras in den unterirdischen Gaengen und auch in den Appartements? Vielleicht hatten Anni und Hector sogar gewusst, dass sie von ihm belauscht worden waren?
    Und die schwarze Katze wuerde sich bald in eine Ziege verwandeln, die ihn anstarrte um ihn zu hypnotisieren, und die Burg gehoerte in Wirklichkeit der CIA oder NSA oder dem MI5 oder GCHQ, die Martin mit einer modernen Variante von MK Ultra einer effektiven Gehirnwaesche unterzogen?
    Martin schuettelte sich und stoehnte leise auf. Oh, Mann, das hatte er nun davon, dass er in der Privatsphaere fremder Menschen herumschnueffelte. Jetzt litt er schon unter Verfolgungswahn und Paranoia.
Schneelandschaft
Aber wer hat nun die verdammte Katze gefuettert?

Und was, zum Teufel, ist ein "Travis-Bickle-Rendezvous"?
schwarze Katze von hinten
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